In Österreich wird Social Prescribing im Rahmen einer nationalen Förderrunde des BMSGPK systematisch aufgebaut (Etablierung von Social Prescribing | Gesundheit Österreich GmbH). Für die Pilotphase wurden 24 Organisationen – darunter Primärversorgungseinheiten, Hausarztpraxen, regionale Gesundheits- und Sozialdienste sowie kommunale Einrichtungen – ausgewählt. Sie testen Social Prescribing unter realen Versorgungsbedingungen und bilden damit ein breites Spektrum unterschiedlicher regionaler Kontexte ab. Die wissenschaftliche Begleitung liefert Daten zu Wirksamkeit, Prozessqualität und Umsetzbarkeit.
Die Pilotprojekte zeigen: Viele Betroffene suchen medizinische Hilfe aufgrund sozialer Belastungen wie Einsamkeit, Überforderung im Alltag, finanziellen Problemen oder psychischer Belastung. Social Prescribing schliesst hier eine relevante Versorgungslücke. Das offizielle Handbuch stellt eine verbindliche Umsetzungsanleitung dar. Es definiert vier zentrale Kernelemente:
- Identifikation & Zuweisung: Gesundheitsfachpersonen erkennen psychosoziale Bedarfe und überweisen an Social-Prescribing-Ansprechpersonen („Link Worker“).
- Personenzentriertes Gespräch: Link Worker führen strukturierte, ressourcenorientierte Gespräche, klären Bedürfnisse und Ziele.
- Gemeinsamer Unterstützungsplan: Betroffene wählen passende Angebote aus ihrer Lebenswelt – etwa Bewegungsprogramme, Beratungsstellen, Nachbarschaftszentren oder Selbsthilfegruppen.
- Begleitung & Follow-up: Link Worker bleiben verlässliche Ansprechpersonen, klären Barrieren, vermitteln weiter und sichern den nachhaltigen Nutzen.
Ergebnisse aus ersten Evaluationsschritten zeigen:
- Betroffene erleben eine deutliche Entlastung sowie höhere Handlungsfähigkeit im Alltag.
- Hausärzt:innen berichten von besserer Kommunikation und weniger wiederholten, rein psychosozial motivierten Konsultationen.
- Regionale Netzwerke werden gestärkt, insbesondere die Zusammenarbeit zwischen Gesundheitswesen, Gemeinden und sozialen Organisationen.
- Link Worker benötigen klare Strukturen, gute Vernetzung und ausreichend Ressourcen, um nachhaltig wirksam arbeiten zu können.
Damit etabliert Österreich ein praxistaugliches, evidenzbasiertes Modell, das soziale Determinanten der Gesundheit systematisch in die Versorgung integriert – und das Potenzial hat, langfristig national verankert zu werden.
Weitere Beiträge zum social prescribing
- Die WHO hat ein Toolkit heraus gegeben, um social prescribing aufzubauen und einzuführen.
- Hinweis durch das Schweizer Forum für Integrierte Versorgung: In der Stadt Zürich läuft seit April 2024 einer der ersten Schweizer „Social Prescribing“ Pilotprojekte.
- Social Prescribing – wenn Ärzt:innen ihren Patient:innen gegen Einsamkeit soziale Aktivitäten verschreiben