Angesichts des wachsenden Versorgungsbedarfs chronisch kranker und multimorbider Patient:innen hat das Bundesamt für Gesundheit eine Untersuchung in Auftrag gegeben, um neue, integrierte Modelle in der Schweizer Grundversorgung zu evaluieren. Der Artikel beschreibt acht Initiativen und analysiert deren Merkmale, Integrationsformen sowie Herausforderungen im Alltag. Ziel ist es, Handlungsempfehlungen für eine zukunftsfähige Versorgung zu formulieren.
Kriterien für die Auswahl der Versorgungsinitiativen:
Die acht ausgewählten Initiativen mussten folgende Bedingungen erfüllen: Sie sollten (1) in der ambulanten Grund- oder Gemeindemedizin tätig sein, (2) über eine interprofessionelle Zusammenarbeit verfügen, die über die klassische Zusammenarbeit von Hausärzt:innen und medizinischen Praxisassistent:innen hinausgeht, (3) formelle oder informelle Kooperationsvereinbarungen mit externen Partnern vorweisen und (4) sowohl aus der Deutsch- als auch aus der Westschweiz stammen. Initiativen für spezifische Zielgruppen wurden nicht berücksichtigt.
Beschreibung der drei Versorgungsmodelle:
Die Initiativen wurden drei übergeordneten Typen zugeordnet:
- Typ A: Unabhängige multiprofessionelle Hausarztpraxen
Kleinere, privat geführte Praxen mit engen Kooperationen zwischen Hausärzt:innen und Advanced Practice Nurses (APNs). Diese bieten patientenzentrierte Versorgung und koordinieren komplexe Fälle. Trotz hoher Flexibilität sind sie wirtschaftlich im heutigen Tarifsystem kaum tragfähig. - Typ B: Multiprofessionelle Gesundheitszentren in Gruppenstrukturen
Diese urbanen Einrichtungen sind in Netzwerke oder Konzerne eingebunden. Sie bieten ihren Mitarbeitenden attraktive Anstellungsbedingungen und verfügen über finanzielle Mittel zur Förderung von Koordination. Die Integration basiert jedoch oft auf ärztlicher Führung, was die Autonomie neuer Rollen (z. B. APNs) limitiert. - Typ C: Regionale integrierte Versorgungssysteme
Zusammenschlüsse mehrerer Institutionen (Spitäler, Pflegeheime, Spitex, Praxen) in strukturschwachen Regionen. Sie zielen auf umfassende sektorübergreifende Versorgung. Ihre Stärke liegt in der Systemintegration, jedoch bestehen Herausforderungen in der interprofessionellen Zusammenarbeit und bei der Finanzierung über Sektorgrenzen hinweg.
