Die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) hat Prof. Dr. Urs Brügger beauftragt, ein Grundlagenpapier zu den Bildungsabschlüssen, Kompetenzen und Tätigkeitsfeldern der Gesundheitsberufe – mit Fokus auf Advanced Practice Nurses (APN) – zu erstellen. Hintergrund ist die zweite Etappe der Pflegeinitiative und die Frage, wie APNs rechtlich, bildungspolitisch und versorgungsseitig in der Schweiz verankert werden sollen. Ziel des Berichts ist es, Klarheit zu schaffen über Ausbildungswege, Berufsbilder und die notwendigen regulatorischen Schritte, um APNs als eigenständige Leistungserbringer zu etablieren und so die langfristige Versorgungssicherheit zu stärken.
Advanced Practice Nurses (APN) übernehmen in vielen Gesundheitssystemen eine Schlüsselrolle, um Versorgungsqualität, Patientensicherheit und Effizienz zu stärken. Auch in der Schweiz wächst das Potenzial für den Einsatz von APNs – insbesondere angesichts des Fachkräftemangels und der steigenden Komplexität der Versorgung.
Damit APNs ihre Wirkung entfalten können, sind Anpassungen auf Ausbildungs-, Berufs- und Systemebene notwendig. Folgende zentrale Handlungsfelder wurden identifiziert:
- Ausbildung – Die heutige APN-Ausbildung ist noch uneinheitlich geregelt.
- Berufsausübung – APNs stoßen im Berufsalltag oft an rechtliche und organisatorische Grenzen.
KVG-Anerkennung als Leistungserbringer – Damit APNs eigenständig Leistungen zulasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP/KVG) erbringen können, ist ihre Anerkennung als Leistungserbringer im KVG zwingend erforderlich.
Tarifierung – Die aktuelle Tarifsystematik berücksichtigt die Rolle und Tätigkeiten der APNs kaum.
Die Schweiz steht vor der Chance, APNs als neue Leistungserbringer gezielt zu etablieren. Dazu braucht es nicht nur Ausbildungsanpassungen, sondern vor allem eine klare gesetzliche Verankerung im GesBG, die Anerkennung im KVG und schließlich eine Tarifierung durch die Tarifpartner. Mit diesem dreistufigen Vorgehen lassen sich Versorgungsunterbrüche und -lücken reduzzieren, die Attraktivität des Berufs steigern und die Gesundheitsversorgung langfristig sichern.